Wer fürchtet sich vor schwarzen Frauen
Frauen werden in vielen Gesellschaften ausgegrenzt. In Österreich leiden insbesondere schwarze Frauen unter Diskriminierung. Die “Schwarze Frauen Community für Selbsthilfe und Frieden” (SFC), eine neue Initiative für Afrikanerinnen, will das Selbstbewusstsein, die Selbstbestimmung und die Selbstorganisation schwarzer Frauen im Land fördern und ihre Integration vorantreiben. Am 20. März will sich der im Oktober 2003 gegründete Verein der Öffentlichkeit vorstellen. “Radio Afrika” sprach mit Obfrau Béatrice Achaleke aus Kamerun.
Radio Afrika: Weshalb wurde SFC gegründet? Kümmern sich nicht schon genügend Vereine um Frauen in Österreich?
Béatrice Achaleke: Unser Verein entstand aus verschiedensten Gründen. Einer davon ist die schlechte Behandlung von Afrikanern, wie der Fall von Seibane Wague gezeigt hat, der bei seiner Verhaftung starb. Es war einfach wichtig, dass wir uns organisieren. Wir mussten eine Struktur gründen, in der wir uns nach innen stärken und dann nach außen vertreten können. Wir Frauen wollen mit diesem Verein Platz für uns schaffen, einen Ort, wo wir unter uns sein können.
Halten Sie es nicht für diskriminierend, dass die Aktivitäten Ihres Vereins “weißen” Frauen vorenthalten werden?
“Schwarze Frauen Community” ist für Menschen mit schwarzer Hautfarbe da. Nur sie können ordentliche Mitglieder bei uns werden. Es ist ein Verein von Betroffenen für Betroffene. Da wir uns nicht abgrenzen wollen und in einer multikulturellen Gesellschaft leben, sind wir aber auch für andere offen. Jede Frau kann Sympathisantin oder förderndes Mitglied werden.
Was wird Eure Aufgabe in dieser Gesellschaft sein?
Da wir uns als Ergänzung zu anderen Frauen-NGOs betrachten, werden wir uns auf bestimmte Angebote, die unsere Stärke sind, beschränken; wir konzentrieren uns daher u.a. auf Empowerment für schwarze Frauen durch Autonomie, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung. Weiters richten wir unser Augenmerk auf Austausch, Bildung sowie die Vernetzung schwarzer Frauen auf nationaler und internationaler Ebene, den Kampf gegen Ausgrenzung jeder Art, und nicht zuletzt gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung in all ihren Erscheinungsformen.
Wie soll das konkret aussehen?
Ein wesentlicher Punkt unserer Arbeit wird die Initiierung und die Unterstützung von antirassistischer Bildungs-, Forschungs-, Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit sein. Es gibt genug Frauen aus Afrika und ihrer Diaspora in Österreich, die sehr viele Talente besitzen. Diese müssen genutzt und koordiniert werden. Unser Team etwa besteht aus mehrsprachigen Frauen, die in den verschiedensten Fachgebieten qualifiziert sind und über langjährige Praxis verfügen. Wir werden immer in die Opferrolle gedrängt und wir wollen endlich Schluss mit diesem Bild in der Gesellschaft machen. Wir sind fähig zu arbeiten und wollen autonom sein.
Welchen Platz haben schwarze Männer in ihrem Verein?
Schwarze Männer sind per se nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil, sie können uns gerne unterstützen. Afrikanische Männer sind in Österreich sehr aktiv und ich glaube, dies könnte uns helfen.
Das Gespräch führte Simon INOU.
Gründungsmitglieder von Schwarze Frauen Community sind, wie auf Seite 1 des Flyers erwähnt: Beatrice Achaleke, Ishraga Hamid Mustapha, Esther Maria Kürmayr, Paola Marily Procope, Yaya Ly Fontain
Der Artikel erschien am 3. März 2004 in der Wiener Zeitung
Schwarze Frauen Community für Selbsthilfe und Frieden
Währinger Straße 59/5/1,
1090 Wien,
Tel.: 01/408 71 21,
http.//www.schwarzefrauen.net
E-Mail: office@schwarzefrauen.net