Kunstraub aus Nigeria im Wiener Völkerkunde Museum zu besichtigen
Von 9. Mai bis 3. Sept. 2007 findet im Wiener Völkerkunde – Museum die Ausstellung “Benin – Könige und Rituale; höfische Kunst aus Nigeria” statt. Auf afrikanet.info erschien ein kritischer Artikel zu dieser Ausstellung den wir hier dokumentieren.
Ab 9. Mai sind mehr als 300 Kunstobjekte aus dem Königreich Benin (Nigeria) zu besichtigen. Ein Großteil dieser Objekte wurde im Jahre 1897 aus Nigeria von den Briten nach einer Strafexpedition geraubt. Bis heute hat sich England nie dafür entschuldigt und Österreich spielt mit, in dem es in der Begleitinformation zur Ausstellung rund um das Akquirieren dieser Objekte verkürzt und damit vertuschend berichtet. Im Jahre 1896 kündigte der britische stellvertretende Gouverneur Leutnant James Phillips einen Besuch in Benin an. Grund dafür war der Widerstand von englischen Geschäftsleuten in der Region, keine Steuer an Benins König Oba Ovonramwen zu zahlen. Dieser teilte dem Gouverneur mit, dass der Zeitpunkt ungünstig sei, da ein wichtiges “Yam planting and fertility festival” bevorstehe und er dann keine Fremden empfangen dürfe. Phillips fand diese Antwort als arrogant und entschied sich, das Königreich ohne Erlaubnis zu betreten. Was als Provokation empfunden wurde und zu einer blutigen Auseinandersetzung führte. Mehr als zwei Dutzend Krieger aus Benin verloren dabei ihr Leben und sechs aus den Reihen von Phillips.
Kolonialistischer Zynismus der Kuratorin
England antwortete mit einer Strafexpedition. Nach sechs Wochen harter Kämpfe wurde am 19. Februar 1897 Benin eingenommen und die Stadt und der Palast in Schutt und Asche gelegt. Tausende Menschen verloren ihr Leben, eine Reihe von Notabeln (Ratgeber des Königs, Anm. der Red.) wurde abgeurteilt und hingerichtet. Den damaligen König Ovonramwen verbannte man nach Calabar, wo er 1914 starb, nach dem er von den Briten gefoltert wurde. Bei diesem Kriegszug wurden jene Kunstwerke erbeutet, die nun ab dem 9. Mai in Wien zu besichtigen ist.
Barbara Plankensteiner, Kuratorin der “Ausstellung”, zynisch in einem ORF ON Artikel: ” Das Königreich Benin war eines der mächtigsten Königreiche Westafrikas seit dem 14. Jahrhundert in der Region, also sehr bedeutend. 1897 im Zuge der Kolonialisierung wurde das Königreich von den Briten erobert, die beim Sturm auf Stadt und Königsplast wertvolle Kunstschätze vorgefunden haben, von denen man vorher überhaupt nichts wusste in Europa”. Als ob diese Kunstobjekte vor Ort irgendwo herumliegend auf die Ausbeuter gewartet hätten.
Lehmhütten bzw. Lehmhäuser als Zeichen einer afrikanischen Hochkultur
Außerdem lernen wir aus anderen Quellen, dass Lehmhütten bzw. Lehmhäuser in die Ausstellungsräumen hineingebaut wurden. Was für ein Bild von Afrika will uns die Kuratorin zeigen? Was hat der Königspalast von Benin, einem der mächtigsten Königreiche Afrikas, mit Lehmhütten bzw. Lehmhäuser zu tun? Eine herablassende Perspektive der afrikanischen Geschichte.
Quelle: afrikanet.info