BLACK PEOPLE IN AUSTRIA

BLACK PEOPLE IN AUSTRIA

Fb. In. Tw.

Obama hätte keine Chance in einem afrikanischen Land gewählt zu werden

image_pdfimage_print

Fünf Gründe, warum Barack Obama keine Chance hätte, in einem afrikanischen Land gewählt zu werden

Die Wahl Barack Obamas hat die ganze Welt bewegt. Auch in vielen afrikanischen Ländern waren vor allem junge Menschen begeistert. Sie machen mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Afrika aus und hätten wohl auch Obama gewählt. Die autoritären, afrikanischen Staatschefs hingegen hätten Obama wohl nur über ihre Leiche gewählt, auch wenn sie an der Oberfläche mit der Wahl höchst zufrieden waren. Tatsächlich hätte Barack Obama aber in keinem Land Afrikas eine Chance, gewählt zu werden. 

simon INOU

Der afrikanische Kontinent ist ein Moloch. Auf einer Fläche von 30 Millionen Quadratkilometern unterteilt in 54 Länder leben derzeit 924 Millionen Menschen. Politisch und wirtschaftlich betrachtet ist dieser Kontinent nicht stabil. Schuld daran sind Europäer – aber auch Afrikaner, insbesondere afrikanische Politiker, Staatschefs und viele führende “Intellektuelle”. Ab dem Jahr 1990 haben Proteste auf afrikanischen Straßen zur Einführung der “Demokratie” geführt, aber fast 20 Jahre später sind die Ergebnisse dieser Bestrebungen immer noch überschaubar. Außer in Südafrika lassen sich entscheidende demokratische Bestrebungen nur in Benin, Mali und Ghana erkennen. Die Mehrzahl afrikanischer Länder wird jedoch von Schein-Demokraten und Diktatoren regiert. Vor kurzem starb etwa Omar Bongo, der dienstälteste Staatschef Afrikas. Er hat sein Land Gabun 42 Jahre lang alleine regiert.

Schuld an der mangelnden Demokratie in vielen afrikanischen Ländern sind mehrere Faktoren: eine starke Zersplitterung der Politik in ethnische Gruppen, Verfassungen, die eher den Mächtigen nützen als den Schwachen, der Ausschluss von jungen Menschen aus dem politischen Leben sowie die Tatsache, dass korrupte und autoritäre Herrscher immer noch international unterstützt werden. All diese Faktoren führen vor Augen, dass Barack Obama in einem afrikanischen Land nicht gewählt werden könnte. 

1. Das Durchschnittsalter afrikanischer Staatschefs ist recht hoch: Barack Obama wurde mit 47 als Präsident der USA gewählt. Wäre er in einem afrikanischen Land, hätte er geringe Chancen. Das Durchschnittsalter afrikanischer Staatschefs ist 62. Der jüngste Präsident Afrikas ist Andry Rajoelina. Der 35-jährige ehemalige Plattenaufleger sowie Radio- und TV-Gründer regiert in Madagaskar. Junge afrikanische Staatschef werden selten gewählt. Entweder versuchen Sie über einen Militärputsch oder Volksaufstand (Madagaskar) an die Macht zu kommen oder sind Nachkömmlinge von ehemaligen Diktatoren, die die Familientradition des Herrschens fortsetzen wollen (Gabun). 

2. Wahlgesetz und Verfassung nützen der mächtigen Elite: Eine andere Komponente der Wahl Barack Obamas ist die solide amerikanische Verfassung. In vielen afrikanischen Ländern ist die Verfassung ein bedeutungsloses Papier, das nach Lust und Belieben des regierenden Staatschefs geändert wird. Das Parlament spielt immer mit, da der regierende Staatschef immer eine absolute Mehrheit hat. Ein typisches Beispiel: Im Jahre 2005 wurde die Verfassung Togos so verändert, dass Faure Gnassingbe, der Sohn des ehemaligen Diktators Eyadema (dieser hatte sein Land 42 Jahre als Präsident regiert), die Macht übernahm, ohne gewählt zu werden.  

3. Politisch instrumentalisierte Ethnizität: Zentrale Botschaft Obamas im Wahlkampf war der Reichtum seines ethno-kulturellen Backgrounds. Wäre das möglich in einem afrikanischen Land? Ja, aber nur in bescheidenem Maße. Den Nationalstaaten Afrikas, die nach dem Kolonialismus entstanden sind, fehlen identitätsstiftende Erfahrungen, die den Zusammenhalt aller ethnischen Gruppen festigen würden. In vielen afrikanischen Ländern regieren Politiker so, dass sie die ethnischen Unterschiede ausbeuten. Viele Staatschefs haben die Neigung, die eigene ethnische Gruppe und Kultur zu bevorzugen und gleichzeitig andere Volksgruppen geringzuschätzen, wenn nicht gar zu unterdrücken. In Kamerun beispielsweise kommen nur Angehörige der ethnischen Gruppe des Diktators Paul Biya zum Zug. Leitende Beamte in der Armee, in wichtigsten staatlichen Institutionen, in der Verwaltung sowie auf Botschaftsposten erhalten nur so ihre Posten. Die Eliten anderer Volksgruppen können zwar auch in hochrangige Ämter kommen, wenn sie der Partei des Diktators angehören. Allerdings müssen sie dann von Mitgliedern der regierenden Ethnie umgeben sein.  

4. Ausschluss von jungen Menschen aus der Politik: Barack Obama hat es geschafft, mehr als zwanzig Millionen junge Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren zu mobilisieren, die ihn wählten. Afrika ist ein junger Kontinent. Mehr als 600 Millionen Menschen sind unter 29. In vielen Ländern des Kontinents werden diese aber aus verfassungstaktischen Gründen von der Wahl ausgeschlossen. Der Zugang zu Wahlkarten wird erschwert, das Wahlalter beliebig erhöht oder gesenkt. In der Regel wählen diese jungen Menschen andere Parteien als die regierenden.  

5. Internationale Unterstützung nutzt oft nur afrikanischen Staatschefs, die ihr Volk unterdrücken: Barack Obama genießt internationale Unterstützung. Er verkörpert ein anderes Amerika. Er verkörpert die neue Vision der US-amerikanischen Politik. Ein Politiker mit Format. Ein afrikanischer Staatschef mit ähnlichen Ansichten würde die westlichen Mächte nur ärgern. Ein Beispiel aus dem westafrikanischen Land Burkina Faso: Thomas Sankara (1949 – 1987) wurde mit 33 Jahren Staatspräsident Burkina Fasos und wollte sein Land reformieren. Er nahm den Kampf gegen Hunger und Korruption auf und verbesserte das Gesundheitssystem. In einem Interview erzählte Fidèle Kientega, der ehemalige Weggefährte Sankaras, wie es dazu kam, dass Sankara ermordet wurde: „Die mächtigsten Gegner Sankaras kamen von außen: Die westlichen Industrienationen fürchteten, dass Sankara mit seiner »Entwicklung mit eigenen Mitteln« ihre Geschäftsinteressen tangieren und mit seiner Sympathie für die Blockfreien, die Sandinisten in Nicaragua und Fidel Castro in Kuba zum Vorbild für ganz Afrika avancieren könnte. Frankreich inszenierte mit Hilfe der Regierung in der Elfenbeinküste am 15. Oktober 1987 einen Staatsstreich, bei dem Sankara und zwölf seiner Weggefährten ermordet wurden. Zu seinen Mördern gehörte sein ehemals bester Freund Blaise Compaoré, der Burkina Faso seitdem in autokratischer Manier regiert“1

Social Share

Herausgeber blackaustria.info

You don't have permission to register