BLACK PEOPLE IN AUSTRIA

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“Glory” von NoViolet Bulawayo

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Es soll vorkommen, dass betagte Staatsoberhäupter während nationaler Feierlichkeiten von einer unbestimmten Müdigkeit befallen werden. Zu seinem 40jährigen Regentschaftsjubiläum träumt der „Vater der Nation“ in aller Öffentlichkeit von seinem einzigartigen Land. Einzig und allein seine Frau, die Eselin, die von allen „Sweet Mother“ genannt wird, kann ihn dazu bewegen auf das Podium zu steigen und die Huldigungen entgegen zu nehmen.

Rezension von Lisa Ndokwu

www.suhrkamp.de

Von alten und neuen Pferden

NoViolet Bulawayos neuer Roman „Glory“ spielt in Jidada, das von einem in die Jahre gekommenen Pferd regiert wird. Hierarchisch organisiert und korrupt bis zum letzten Hund des Militärs erinnert das tierische Personal in vielen Facetten an historische Ereignisse in Simbabwe, wo die Autorin geboren wurde.

Aufmerksam Lesende entdecken dennoch Parallelen mit Staaten auf allen Kontinenten. Die Liste der Minister, die dem alten Pferd – Pardon – dem „Vater der Nation“ zu 40 Jahren Macht gratulieren ist lang. Der Revolutionsminister, Korruptionsminister, Propagandaminister, Plünderungsminister, Minister der Dinge oder Minister für Nichts halten schöne Reden und an ihren Funktionen fest. Doch kurz nach diesem Fest bringt ein Staatsstreich ein neues Pferd an die Macht. Im ganzen Land wird eine „neue Ordnung“ ausgerufen.

Tholukuti hey. Ein Hit mit Geschichte.

Prägnante Wahlslogans mit breitenwirksamer Bedeutung erfreuen sich auch in der tierischen Welt von NoViolet Bulawayo großer Beliebtheit. „Sprache ist Macht“ könnte der Slogan für diesen Roman sein. Wortwiederholungen, insbesondere das Wort „Tholukuti“, verleihen der Handlung nicht nur eine vermeintliche Beständigkeit, sondern auch den rasanten Rhythmus der Straße. „Tholukuti hey“ war ein Hit im Jahr 2018. Es war das Jahr, als in Simbabwe zum ersten Mal nach dem Sturz Robert Mugabes gewählt wurde.

Die Autorin kennt und durchschaut ihre „Farm der Tiere“

NoViolet Bulawayo schreibt über die Mächtigen und gibt den Unterdrückten eine Stimme. Kritik an totalitären Systemen und deren Absurdität lassen sich mit Tieren und Zuschreibungen von menschlichen Eigenschaften als literarische Satire tarnen. Die Autorin kennt und durchschaut ihre „Farm der Tiere“. Augenzwinkernd hat sie in ihrem Roman ein Schwein zum Oberhaupt der Kirche ernannt. Damit auch George Orwell eine schlaflose Nacht im Paradies hat.

Der Reigen der Tiere, die sich im und außerhalb des Palasts die Klinke in die Hand geben, verstellt beinahe den Blick auf die schöne Ziege, die die eigentliche Protagonistin dieses Buches ist. Erst durch ihre Geschichte wird das Ausmaß und die Vielschichtigkeit von Gewalt und Korruption in einem totalitären System sichtbar. Ihr Name ist Destiny, sie ist eine mittellose Remigrantin und wird zu einer Schriftstellerin, die ihre Geschichte aufschreibt.

The winner takes it all?

Wie gefährlich schreiben sein kann, haben wir erst vor kurzem durch das Attentat auf Salman Rushdie erfahren. Er ist nicht Teil dieses Romans, aber NoViolet Bulawayo hat zahlreiche Ereignisse, die uns im Gedächtnis geblieben sind, in diesen Roman einfließen lassen. „I can´t breathe“ wird zu einem amerikanischen Gebet. Twitter, Facebook und Instagram sind den Tieren Jidadas so geläufig, wie dem blonden Pavian in Übersee.

Das Buch endet mit freien Wahlen in Jidada. Im Tierkalender wird das Jahr 2018 geschrieben. Wer gewinnt, werden sie sich fragen. Lesen sie nach. Ach ja, dieses Buch ist ein fiktiver Roman über Tiere, die vermenschlicht sind. Tholukuti.

NoViolet Bulawayo. Glory. Übersetzt von Jan Schönherr. Suhrkamp Verlag Berlin 2023. ISBN: 978-3-518-43104-7

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