The White Canvas mit Nassirou Holik
Ein Beitrag von Beverly Mtui
THE WHITE CANVAS.
NASSIROU HOLIK & SAMIRA SAIDI
Die weiße Leinwand, für viele als Grundstein jeder Malerei betrachtet. Dient sie lediglich als Untergrund oder beeinflusst sie auch, wie und was gemalt wird? Es stellt sich mir eine tiefgehende philosophische Frage, der ich mit Nassirou Holik nachgehen möchte.
Am 2. November 2024 traf ich Nassirou Holik, der mir Einblicke in die von ihm kuratierte multimediale Ausstellung The White Canvas gab. Die Ausstellung läuft parallel zur World Press Photo 2024 und ist vom 13. September bis 10. November 2024 in der oberen Galerie des WestLicht.Schauplatz für Fotografie in Wien zu sehen.
The White Canvas setzt sich kritisch mit den gesellschaftlichen Strukturen auseinander, die auf die Norm des Weißseins ausgerichtet sind. Diese Strukturen sind allgegenwärtig und damit oft unsichtbar, was ihre rassistische Tendenz verschleiert.
“Die titelgebende weiße Leinwand, Mythos der Kunstgeschichte und nur scheinbar neutraler Grund und Ausgangspunkt jedes Gemäldes, fungiert als Metapher für diese Strukturen. Die Ausstellung fordert dazu auf, das Fundament, auf dem das Bild unserer Gesellschaft gemalt ist, zu hinterfragen.”
Nassirou Holik
Die Ausstellung umfasst sowohl eigene Arbeiten von Holik als auch eine Zusammenarbeit mit der Künstlerin Samira Saidi in ihrer Serie Let Me Love Myself Real Quick. Auf verschiedene Weisen werden die Lebensrealitäten und Erfahrungen von Black People und People of Color in einer weißen Mehrheitsgesellschaft thematisiert.
In ihrer Serie setzt sich Saidi mit den in der Fotografie und Kameratechnik verankerten weißen Strukturen auseinander und beleuchtet die stereotypischen Verzerrungen, die diese Strukturen kontinuierlich reproduzieren. Ergänzend zu Saidis Werken umfasst die Ausstellung eine Video- und Soundinstallation. Die Audioinstallation besteht aus Interviews, die Holik in Wien mit 17 Menschen geführt hat, die über ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus berichten. Die Videoinstallation überträgt einen Livestream der Überwachungskamera in der oberen Galerie und hinterfragt die Trennung zwischen Beobachtenden und Beobachteten. Das Projekt wird durch eine Performance abgerundet, die am 18. Oktober stattfand und in Zusammenarbeit mit der niederländisch-äthiopischen Modedesignerin Genet Marschalk konzipiert wurde, um die zentralen Ideen der Ausstellung weiter zu vertiefen.
Das Interview mit Nassirou Holik
“[They] see all Black people as one. We are one, aber wir sind auch individuell und jede/r, so wie jede weiße Person, hat eigene Träume. Kann jede schwarze Person auch die eigenen Träume haben? Ja, ein Traum, den wir irgendwie teilen, ist: „Wir wollen, dass die Welt nicht so rassistisch uns gegenüber ist.”
Ausschnitt von The White Canvas Soundinstallation
Das Interview ist auch auf dem Cultural Broadcasting Archive abrufbar: https://cba.media/682942